26.07.2025
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Von der Rauchentwicklung bis zu Menschenrettung

Übungstag mit drei Szenarien – Traunreuter Aktive waren vielfältig gefordert

Traunreut. Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Traunreut absolvierten am vergangenen Samstag (19. Juli) bei bestem Wetter ihren traditionellen Übungstag. Mit eingeladen waren Sanitäter des Bayerischen Roten Kreuz aus der Bereitschaft Traunreut. Zu drei großangelegten Einsatzübungen rückten die Retter aus, um unter möglichst realistischen Bedingungen praktisch für den Ernstfall zu trainieren. 


An den Übungsstätten wurde mit viel Diskonebel, Farbstoff und sogar realistisch geschminkten Verletztendarstellern Situationen vorbereitet, die dadurch von einem echten Einsatz kaum mehr zu unterscheiden waren. Insgesamt wurden drei Szenarien durch den Traunreuter Aktivenchef Konrad Unterstein vorbereitet. Die etwa 35 Teilnehmer wussten im Vorfeld nicht, was sie bei den jeweiligen Übungen erwartet.


Um 13:15 Uhr schrillten die Alarmglocken zum ersten Mal. Über Funk kam die Meldung: „Verdächtige Rauchentwicklung in einer Industriehalle in der Tittmoninger Straße, zwei Personen vermisst:“ Der erweiterte Löschzug machte sich sofort unter der Leitung von Zugführerin Verena Unterstein auf den Weg zur genannten Adresse und konnte bereits von weitem die Rauchsäule über dem Gebäudekomplex sehen. Vor Ort wurde die Lage durch die Führungskräfte erkundet.


Als Hauptgefahren wurden die Ausbreitung des Brandes, die Atemgifte durch den dichten Rauch sowie die abgängigen Personen ausgemacht. Die Drehleiter ging in Stellung, Atemschutztrupps machten sich breit für einen Innenangriff und die Wasserversorgung sowie die Belüftung wurden aufgebaut. Eine Person musste über die Drehleiter vom Dach gerettet werden, eine Weitere fanden die Atemschutztrupps mit schweren Verbrennungen in der Industriehalle.


Nach eineinhalb Stunden waren alle Gefahren beseitigt, die Personen gerettet und versorgt und die Halle belüftet. Bei der anschließenden Manöverkritik freute sich die Einsatzleiterin über eine zügige und professionelle Herangehensweise aller Beteiligen. Viel Zeit zum Verschnaufen blieb den Hilfskräften allerdings nicht. Gleich nach dem Aufrüsten der Gerätschaften und der Fahrzeuge kam eine erneute Meldung per Funk.


„Verladeunfall in der Kläranlage an der Rauschbergstraße, eine unbekannte Flüssigkeit tritt aus, eine Person verletzt“, hieß es in der Durchsage. Umgehend wurde sich unter der Leitung von Zugführer Pedro Sengstock auf dem Weg zur Übungsstelle gemacht. Diesmal war der Gerätewagen Atemschutz mit im Zug dabei, da hier Chemieschutzanzüge mitgeführt werden.


Vor Ort wurden die Einsatzkräfte von einem Mitarbeiter empfangen, der die Führungskräfte versuchte in die Lage einzuweisen. Soweit es möglich war, versuchten die Führungskräfte die Lage zu erkunden. Auf Grund der örtlichen Begebenheiten war die Einsatzstelle nur schwer einsehbar und zu erreichen. Das machte einen schnellen Einsatz eines Atemschutztrupps notwendig.


In der Zwischenzeit wurde die Einsatzstelle räumlich aufgeteilt, so dass der Gefahrenbereich, die Dekontaminationsstelle und der Absperrbereich sichtbar gekennzeichnet waren. Der Angriffstrupp fand am Ort des Geschehens eine Patientin mit starken Verätzungen in einem Lieferwagen sowie ein Fass, aus dem immer noch ein Medium austrat, vor.


Parallel zur Personenrettung zogen weitere Trupps die Chemikalienschutzanzüge an, um das Fass abzudichten und die Dekontamination durchzuführen. Bei Außentemperaturen um die 30 Grad Celsius, stellt diese Aufgabe eine große körperliche Belastung dar. Auch an den dreifachen Brandschutz sowie die Abdichtung der Gullys wurde gedacht. 


Letztendlich konnte ein weiterer Trupp den Austritt der Flüssigkeit stoppen und die Helferinnen und Helfer des BRK die Patientin versorgen, so dass es auch hier nach eineinhalb Stunden hieß: Alle Gefahren abgearbeitet, Übungsziel erreicht.


Bei der dritten und gleichzeitig letzten Übung des Tages ging es um eine erschwerte Personenrettung eines Bewusstlosen aus dem Obergeschoss der BRK Rettungswache an der Banater Straße. Die Schwierigkeit lag darin, dass durch die Gauben und die Dachschräge, ein Anleitern mit der Drehleiter nicht möglich ist da man mit dem Rettungskorb auf Grund des Winkels nicht an das gewünschte Fenster kommt.


Diesmal rückten die Aktiven unter der Leitung von stellvertretenden Kommandanten Karl-Heinz Erhard zur Übung aus, welche unter dem Alarmstichwort „Personenrettung aus Höhen und Tiefen“ ablief. Vor Ort erkannte Karl-Heinz Erhard sofort die Problematik, so dass hier wichtige Zeit gewonnen werden konnte. Er entschied sich, einen Flaschenzug an der Drehleiter aufzubauen und das ganze Konstrukt dementsprechend abzusichern.


Hier waren vor allem die Kameraden mit der Ausbildung zur Absturzsicherung gefragt. Währenddessen versorgten Feuerwehrkräfte den Patienten und machten diesen transportbereit, so dass einer zeitkritischen Rettung nichts mehr im Wege stand. Nach rund einer viertel Stunde kam die Lagemeldung: Person über Schleifkorbtrage gerettet und dem Rettungsdienst übergeben“.


Die Kommandanten der Traunreuter Feuerwehr, Konrad Unterstein und Karl-Heinz Erhard, lobten die Aktiven für ihren Einsatz während des Übungstages. „Alle Übungen wurden professionell, motiviert und mit der notwendigen Ernsthaftigkeit abgearbeitet“, betonten beide unisono und ergänzten „wir konnten wichtige Erkenntnisse erlangen und werden das eine oder andere Thema mit Sicherheit noch einmal aufbereiten, um besser zu werden“.


Die Freiwillige Feuerwehr Traunreut bedankt sich bei der Firma Zerzog, bei den Stadtwerken sowie beim BRK für das zur Verfügung stellen der Übungsörtlichkeiten. Ein weiterer Dank gilt Laura Fringer für die realistische Unfalldarstellung der Verletzten. Nachdem alle Gerätschaften wieder geputzt und an ihrem Platz waren sowie die Fahrzeuge getankt in der Halle standen, lies man den Tag gemeinsam bei einer vom Kommandanten spendierten zünftigen Brotzeit ausklingen.

Text
Konrad Unterstein, Feuerwehr Traunreut
Hubert Hobmaier, Kreisfeuerwehrverband Traunstein

Bilder
Konrad Unterstein