07.08.2023
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150 Einsatzkräfte stellen sich einer fordernden Übung

Schreckensszenario Busunfall in Petting – Duzende Verletzte mussten gerettet werden

Petting. Wenige Minuten vor der Alarmierung zu der geplanten Großübung am Samstagmittag (5.8.) im Gemeindebereich Petting herrschte vor Ort eine gespenstische Stimmung. Ein Radlader war in einen Linienbus gekracht, der in Folge des Zusammenstoßes umkippte und auf der Seite lag. Schreiende Insassen, Scherben und Trümmer auf der Straße sowie das nasskalte Regenwetter sorgten außerdem für ein „realistisches Schreckensszenario“. Die Verantwortlichen der Feuerwehr Petting hatten eine Übung vorbereitet, die man getrost als „eine Nummer größer“ bezeichnen darf und die Rettungskräfte vor zahlreiche Herausforderungen stellte. Die Erkenntnisse aus dieser Übung sowie den Einsatzerfahrungen der letzten Jahre sollen nun in ein Ausbildungs- und Einsatzkonzept des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein fließen.


Pünktlich um 13 Uhr erfolgte die Übungsdurchsage „Verkehrsunfall mit Busbeteiligung – zahlreiche verletzte Personen“ durch den Kommandanten Georg Mayer von der Pettinger Feuerwehr. Nur wenige Minuten später sind die ersten Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr auf der Kreisstraße nahe dem Sportplatz des TSV Petting vorgefahren. Sie erwartete neben dem umgestürzten Linienbus ein Radlader, der einen Fahrradfahrfahrer unter sich begraben hatte und ein vollbesetzter PKW, der in die Unfallstelle gekracht war. Rund 100 Zuschauer verfolgten das Geschehen und durften hautnah miterleben, wie die Rettungskräfte an ein derartiges Großschadensereignis herangehen.


Beteiligt waren rund 150 Einsatzkräfte der Feuerwehren Petting, Lampoding, Kirchanschöring, Gaden, Waging, Leobendorf und Laufen sowie Einsatzkräfte der BRK-Kreisverbände Traunstein und dem Berchtesgadener Land. Aus Freilassing und Fridolfing wurden jeweils die Bereitschaften entsandt und die Wasserwacht Tengling war ebenfalls mit in das Szenario eingebunden. Darüber hinaus bekamen vier Auszubildende der Notfallsanitäterausbildung aus Traunstein die Möglichkeit, ihre Aufgaben im Rahmen von Großschadenslagen mit einer hohen Anzahl an verletzten Personen „live“ zu trainieren.


Als erste Maßnahme mussten sich die Führungskräfte einen Überblick verschaffen und entscheiden, welche Aufgaben die höchste Priorität haben und wie die anfahrenden Rettungskräfte eingeteilt werden. Die Mannschaft aus Petting hat sich zunächst um die Rettung der Verletzten aus dem Bus gekümmert. Mehr als 30 Frauen und Männer sowie Jugendliche der Realistischen Unfalldarstellung des Roten Kreuzes aus Traunstein sowie von mehreren Feuerwehren waren aufwendig und täuschend echt geschminkt und wurden in den beteiligten Fahrzeugen positioniert.


Damit man in das Innere des Busses gelangen konnte, kam schweres Technisches Gerät wie Rettungssägen, Brechwerkzeug aber auch Rettungsscheren und Spreizer zum Einsatz, damit man sich unter anderem Zugänge über das Dach oder die Frontscheibe schaffen konnte. Im Minutentakt wurden durch diese Öffnungen Personen aus ihrer misslichen Lage gerettet und ins Freie gebracht. Dort warteten bereits Feuerwehrleute und Rettungssanitäter, die sie zu einer medizinischen Ersteinschätzung transportiert haben. Die Rotkreuzhelfer, unterstützt von Feuerwehrsanitätern, kümmerten sich direkt vor Ort um die Erstversorgung der Verletzten.


Dazu kam ein bayernweit einheitliches Vorgehen zum Tragen, dass von der Kategorisierung über die Behandlung und den Abtransport in die Zielkrankenhäuser standardmäßig zur Anwendung kommt. „Wir hatten hier eine gewisse Übungskünstlichkeit, da wir den Abtransport nicht mit im Drehbuch hatten“, sagte BRK-Kreisbereitschaftsleiter Helmut Frank im Gespräch mit Hubert Hobmaier von der Pressestelle des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein und ergänzte, „dass ich dennoch mit der Übung zufrieden bin, weil die grundlegenden Strukturen funktionierten und die Abläufe schnell umgesetzt werden konnten“.


Für die Feuerwehren galt es in der Zwischenzeit noch weitere Herausforderungen zu meistern. Einerseits mussten sie die vier Personen aus dem Fahrzeug retten von denen ein „schwerverletzter Darsteller“ eingeklemmt war. Dazu brauchten sie ebenfalls schweres Technisches Gerät, um das Fahrzeug zu öffnen. Als weitere Aufgabe musste der Fahrradfahrer gerettet werden, der unter das Vorderrad des Laders geraten war. Mit Hebekissen und Unterbaumaterial gelang es den Feuerwehrleuten, die Person innerhalb weniger Minuten zu befreien.


„Nachdem wir alle Aufgaben verteilt hatten, lief der Einsatz wie am Schnürchen“, freute sich Georg Mayer, der mit seiner Führungsmannschaft und dem Kreisbrandinspektor Günter Wambach an der Einsatzleitung den Überblick behalten hatte. Fiktiv wurden dort auch die Hubschrauberlandeplätze geplant und weitere Kräfte nachgefordert. Zur Betreuung von Pressevertretern, die bei einem echten Einsatz vor Ort gewesen wären, wurde auch ein dreiköpfiges Team der Pressestelle des Kreisfeuerwehrverbandes entstand. Mitglieder der Feuerwehren Fridolfing und Pietling kümmerten sich in der Feuerwehr-Führungsstelle „Salzach“ im Hintergrund um organisatorische Angelegenheiten wie das Führen einer Kräfteübersicht.


Zehn Vertreter des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein, des Bayerischen Roten Kreuzes sowie von den Feuerwehren Siegsdorf und Inzell waren vor Ort, um als Übungsbeobachter die Abläufe in Augenschein zu nehmen. „Diese Erkenntnisse sollen nun allesamt mit den Ergebnissen aus der Nachbesprechung zusammengetragen werden und in ein eigenes Einsatzkonzept fließen“, so Kreisbrandrat Christof Grundner. Insgesamt ziehen die Verantwortlichen ein positives Fazit, „nach nur knapp einer dreiviertel Stunde waren alle Menschen gerettet“, so der Kreisbrandrat und ergänzt, „Einsätze dieser Dimension können nicht perfekt ablaufen, aber wir können aus solchen Übungen wertvolle Erkenntnisse für die Zukunft ableiten“.
Lobende Worte fand der Übungsverantwortliche Georg Mayer bei einer gemeinsamen Brotzeit, die von der Gemeinde Petting spendiert wurde. „Alle Akteure haben diese Herausforderung hochprofessionell und mit viel Engagement gemeistert“. Gleichzeitig richtete er seinen Dank an Alle, die in die Planungen und Vorbereitungen eingebunden waren. „So eine Übung schüttelt man ja nicht einfach aus dem Ärmel“, schmunzelte er und dankte insbesondere den Firmen Marx Reisen und Schaumaier, die den ausrangierten Bus sowie den Schrott-PKW dem Kreisfeuerwehrverband Traunstein kostenlos zur Verfügung gestellt haben. Hob

Text und Bilder
Hubert Hobmaier, Stefan Lohwieser, Anna Glück
Kreisfeuerwehrverband Traunstein