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Gefahrgutübung rief Sondereinheiten auf den Plan
Angenommener Verladeunfall in Übersee – Messzug und Modul „Bewarnung“ im Einsatz
Übersee. Ein angenommener Gefahrstoff-Unfall in einem landwirtschaftlichen Betrieb mobilisierte vor wenigen Tagen zahlreiche ehrenamtliche Feuerwehrkräfte und brachte wichtige Erkenntnisse für derartige Einsätze hervor. Für die Einsatzübung hatten sich die Organisatoren ein ebenso realistisches wie herausforderndes Szenario überlegt. Knapp 60 Floriansjünger aus Übersee, Grabenstätt, Oberwössen, Kammer und Traunstein waren beteiligt, dazu Fachkräfte aus den Reihen der Kreisbrandinspektion.
Ein Arbeiter war bei Umfüllarbeiten mit auslaufenden Flüssigkeiten in Berührung gekommen, die folgende chemische Reaktion hatte gesundheitsschädliche Dämpfe freigesetzt. Neben der Menschenrettung an der unmittelbaren Einsatzstelle galt es den Radius einer möglichen „Schadstoffwolke“ zu bestimmen und die dort wohnenden Menschen vor möglichen Gesundheitsgefahren zu warnen.
Einsatzleiter und Kommandant Matthias Strohmayer ordnete zunächst die sichere Aufstellung der Feuerwehrfahrzeuge an und erkundete umgehend die Lage vor Ort. Weitere Kräfte bereiteten zeitgleich die Rettung und Versorgung der verletzten Personen vor. Unter Atemschutz wurde der Arbeiter aus dem Gefahrenbereich gerettet und zur weiteren medizinischen Versorgung an den Verletztensammelplatz gebracht. Um die ebenfalls leicht verletzte und unter Schock stehende Augenzeugin kümmerten sich unterdessen die Sanitäter der Feuerwehr Übersee.
Parallel zur Menschenrettung wurden die schadhaften Gebinde gegen einen weiteren Stoffaustritt gesichert, die beteiligten Substanzen identifiziert und deren Eigenschaften sowie die daraus resultierenden Gefahren festgestellt. Als Übungsannahme waren die Gebinde als Schwefelsäure, Salzsäure und Wasserstoffperoxid deklariert, die miteinander vermischt, als gesundheitsgefährdende Stoffe reagieren und schwere Verletzungen hervorrufen können.
Noch während dieser Maßnahmen wurden Schadstoffmessungen am Einsatzort und in der Umgebung veranlasst, um eine mögliche Gefährdung der Einsatzkräfte und der umliegenden Bevölkerung zu beurteilen. Hierzu forderte die Einsatzleitung den „Messzug Süd“ nach, der sich aus Spezialisten der Feuerwehren Kammer und Traunstein zusammensetzt. Mit Fachpersonal und Sonderausrüstung ist diese Einheit das Mittel der Wahl, um Stoffe zu erkennen, umfangreiche Messungen vorzunehmen, Gefahren einzustufen und entsprechende Maßnahmen zu empfehlen bzw. durchzuführen.
In enger Abstimmung mit den jeweiligen Führungskräften der eingesetzten Einheiten wurde als weiterer Schritt die Bewarnung der Bevölkerung vorbereitet, um diese über die potenziell giftigen oder gesundheitsschädlichen Dämpfe zu informieren und entsprechende Handlungsempfehlungen auszusprechen. Hierzu forderten die Verantwortlichen ein Modul „Bewarnung“ an, das sich aus mehreren Feuerwehrfahrzeugen mit mobilen Lautsprecheranlagen zusammensetzt. Alarmiert wurden hierzu die Feuerwehren Grabenstätt und Oberwössen und als drittes Fahrzeug des Moduls wurde der Mannschaftstransportwagen der Feuerwehr Übersee als Abschnittsleitung eingesetzt. Zusätzlich war der für die Bewarnung zuständige Fach-Kreisbrandmeister Hubert Hobmaier in beratender Funktion an der Einsatzstelle.
Regelmäßige Gefahrstoff-Messungen unter Berücksichtigung der Wind- und Wetterverhältnisse sowie die durchaus komplexe Beurteilung und Einteilung der umliegenden Wohngebiete in Einsatzabschnitte dienten als Vorbereitung der anschließenden Bewarnung mittels Lautsprecheranlagen. Simuliert wurde hierbei, dass Feuerwehrfahrzeuge mit vorgefertigten Durchsagen definierte Gebiete abfahren und so die Bevölkerung über mögliche Gefahren informieren.
Weitere Maßnahmen im Übungsdrehbuch waren das großräumige Absperren der Einsatzstelle, die Betreuung von Pressevertretern und Kamerateams sowie das Schalten von Warnmeldungen über Rundfunk sowie das Auslösen sogenannter Warn-Apps in den digitalen Medien. Hierzu war unter anderem Wolfgang Gasser von der Pressestelle des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein an der Übung beteiligt, um die Koordination der Medienvertreter zu übernehmen.
In einer ausführlichen Nachbesprechung reflektierten die Übungsverantwortlichen Markus Ebner und Chiara Lindlacher sowie die eingesetzten Führungskräfte der beteiligten Wehren den Übungsablauf. „Ich danke insbesondere den etwa 60 beteiligten Einsatzkräften sowie dem Lohnunternehmer Stefan Steffl, der uns seinen Betrieb als Übungsobjekt zur Verfügung gestellt hat“, betonte dabei Kommandant Matthias Strohmayer.
Text und Bilder
Wolfgang Gasser, Hubert Hobmaier,
Kreisfeuerwehrverband Traunstein